Im heutigen Blogartikel fasse ich mehrere Etappen unserer Reise zusammen – und das hat zwei gute Gründe. Zum einen sind wir in Bolivien ziemlich viel herumgekommen, zum anderen muss ich ehrlich sagen: das Land hat uns einfach nicht so richtig abgeholt.
Wir hatten uns viel erhofft – wilde Landschaften, bunte Städte, besondere Begegnungen. Aber irgendwie hat der Funke nicht so richtig gezündet. Die Städte wirkten auf uns trist, oft lag Müll auf den Straßen, und obwohl die Menschen freundlich waren, fühlten wir uns selten wirklich willkommen. Es war kein Land, in dem wir sofort „ankamen“.
Deshalb haben wir unsere ursprünglichen Reisepläne kurzerhand über den Haufen geworfen. Eigentlich wollten wir weiter ins Tiefland nach Santa Cruz und anschließend hoch zur berühmten Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt. Aber viermal je elf Stunden Busfahrt? Nein danke. Stattdessen beschlossen wir, lieber gemütlich in den Anden zu bleiben und uns Etappe für Etappe Richtung Uyuni vorzuarbeiten – mit Tagesbussen statt endlosen Nachtfahrten.
Unsere erste Station war Oruro, eine Stadt, die vor allem für ihren berühmten Karneval bekannt ist – ein UNESCO-Weltkulturerbe mit Tänzern, Masken und Teufelsfiguren. Leider kamen wir außerhalb der Saison an, und unser Hotel lag gleich neben dem Busbahnhof. Von Oruro haben wir also nicht viel mehr gesehen als die Straße zum nächsten Restaurant. Am nächsten Morgen saßen wir schon wieder im Bus – weiter nach Potosí.
Potosí, einst eine der reichsten Städte der Welt, verdankt ihren Ruhm (und ihr Schicksal) dem Silberberg Cerro Rico. Hier schürften die Spanier im 16. Jahrhundert unvorstellbare Mengen Silber – und Millionen indigener Arbeiter verloren dabei ihr Leben. Heute ist Potosí zwar längst nicht mehr reich, aber die Altstadt mit ihren kolonialen Gebäuden und der Kathedrale rund um die Plaza 10 de Noviembre hat ihren Charme behalten.
Wir verbrachten einen entspannten Vormittag auf der Plaza, beobachteten das geschäftige Treiben und ließen uns einfach treiben. Am Nachmittag besuchten wir das Casa de la Moneda, das alte Münzprägewerk, in dem einst das Silber aus dem Cerro Rico zu spanischen Münzen verarbeitet wurde. Die Führung war super interessant – und noch besser: Wir lernten dabei ein Paar aus Österreich kennen, mit dem wir uns auf Anhieb bestens verstanden.
Nach der Tour schlenderten wir noch gemeinsam durch die Stadt und beschlossen, zusammen essen zu gehen. Und als sich herausstellte, dass die beiden am nächsten Tag ebenfalls nach Uyuni reisen wollten, war die Entscheidung schnell gefallen: Statt den Bus zu nehmen, fahren wir einfach bei den Beiden im Mietwagen mit durchs Hochland!
Das war definitiv die richtige Wahl. Statt in einem stickigen Bus zu schwitzen, fuhren wir gemütlich durch die Anden. Wir hielten an, wann immer wir wollten und genossen die Aussicht auf die endlose Hochebene, Vicuñas am Straßenrand und eine Landschaft, die gleichzeitig karg und wunderschön war.
In Uyuni angekommen, trennten sich unsere Wege kurz – jeder checkte in seinem Hotel ein – aber zum Abendessen trafen wir uns wieder. Carina hatte einen Tipp von einer Arbeitskollegin bekommen: ein kleines lokales Steak-Restaurant, das angeblich großartig sein sollte. Als wir dort ankamen, standen die Plastikstühle noch gestapelt in der Ecke, ein improvisierter Grill wurde gerade erst angefeuert, und wir waren eine halbe Stunde zu früh. „Na gut“, dachten wir und dreht noch eine Runde durch die Stadt.
Pünktlich um 19 Uhr waren wir dann die ersten Gäste. Zur Auswahl standen drei Gerichte: Steak, Steak mit Chorizo oder Steak mit Hähnchen. Wir entschieden uns alle für Variante zwei – und ganz ehrlich: es war eines der besten Steaks, die wir je gegessen haben! Einfach, rauchig, perfekt gewürzt. Und das alles mitten in Uyuni, wo man es am wenigsten erwartet hätte.
Nach diesem richtig schönen Abend trennten sich unsere Wege – die beiden Österreicher starteten am nächsten Tag ihre dreitägige Tour durch die Salzwüste, und wir gönnten uns noch einen zusätzlichen Tag in der Stadt. Wir wuschen unsere Wäsche, machten ein paar Reisepläne und ließen einfach mal den Alltag einkehren.
Am nächsten Tag ging es dann auch für uns los – rein in die unendliche Weite der Salar de Uyuni. Drei Tage durch eine der beeindruckendsten Landschaften Südamerikas, und ganz nebenbei: unser Grenzübertritt nach Chile. Aber das erzähle ich euch im nächsten Blogartikel.
Staubige Grüße aus Uyuni,
Andi