Tag 43 bis 50 – Hinauf in luftige Höhe nach Huaraz

Mit dem Nachtbus erreichten wir 6 Uhr morgens die Stadt Huaraz auf 3000m Höhe. Die Busfahrt war dank der kurvigen Bergstraßen nicht sehr erholsam, deshalb ging es schnell in die Unterkunft um ein paar Stunden Schlaf nachzuholen. Beim späteren Spaziergang merkten wir dann den Höhenunterschied: der Kopf drückte ein wenig, bei zu schnellen Bewegungen kam der Schwindel und Andi hatte das Gefühl als würde seine Brust ein wenig eingeschnürt werden. Deshalb ließen wir es die ersten beiden Tage ruhig angehen und unternahmen nur kleine Spaziergänge durch die Stadt.

Nachdem alle Beschwerden weg waren, fühlten wir uns bereit für eine erste Wanderung. Diese sollte zur Laguna Wilcacocha gehen, einer oft genannten Einstiegswanderung. Hierfür mussten wir den lokalen Bus bis zum Ausgangspunkt der Wanderung nehmen. Die sogenannten Collectivos fahren sehr oft, aber einen Zeitplan gibt es natürlich nicht. Zumindest die Buslinie haben wir online gefunden und dann hieß es an der Straße Ausschau halten, schnell winken und reinspringen. Der Teil hat zumindest schonmal geklappt.

Angekommen am Ausganspunkt ging es erstmal ziemlich steil bergauf. Wir mussten alle 100m stehen bleiben, um unsere Atmung und das Herzklopfen wieder zu beruhigen. Langsam aber sicher arbeiteten wir uns voran und so langsam konnte man die weißen spitzen der Berge der Cordillera Blanca entdecken. Wir konnten die höchste Bergkette auf dem amerikanischen Kontinent bewundern! Wir wanderten weiter durch kleine Bergdörfer, begegneten Schafherden, Eseln und Kühen. Die scheinen nicht so außer Atem zu sein wie wir 😁. Nach langen 2 Stunden kamen wir oben auf dem Plateau an und konnten den kleinen Gletschersee und das atemberaubende Panorama ringsherum genießen. Der perfekte Spot für eine ausgiebige Pause! Nachdem alle Fotos geschossen sind und alle Snacks aufgegessen wurden, machten wir uns auf den Rückweg und erreichten nachmittags geschafft aber glücklich unsere Unterkunft.

Nach einem Pausentag entschieden wir uns für einen Ausflug zur Laguna Rocotuyoc und Laguna Congelada (übersetzt der gefrorene See). Diesmal ging es die meiste Zeit mit dem Bus bergauf über enge Serpentinenstraßen bis auf 4500m Höhe. Von hier aus führt ein 2km langer Wanderweg entlang des Gletschersee bis zum funkelnd blauen Gletschereis. Aber da wir diesmal noch deutlich höher waren, reicht auch diese Belastung schon aus um aus der Puste zu kommen. Zumindest bemerkten wir keine anderen Symptome der Höhenkrankheit.

Der Gletscher ist wahnsinnig beeindruckend und während wir fleißig Fotos machten, löste sich sogar tosend laut eine kleine Schneelawine. Diese Natur ist einfach atemberaubend schön! Leider mussten wir nach der wundervollen Wanderung wieder mehrere Stunden mit dem Bus zurücklegen und kamen erst abends wieder in Huaraz an.

Für unseren letzten Tag in Huaraz lag eine Herausforderung vor uns: wir möchten über den Panorama Trail zur Laguna 69 wandern. Die Wanderung ist 13km lang und startet auf 4700m Höhe. Wir wurden morgens um 3 mit dem Bus abgeholt und brauchten 4 Stunden über Holperstraßen bis zum Ausgangspunkt der Wanderung. Nach einem kleinen Frühstück und einem Coca-Tee ging es endlich los. Wir wurden bereits nach einigen Metern mit einem unfassbaren Bergpanorama in alle Richtungen belohnt. Sogar den Huascaran, den höchsten Berg Perus, konnten wir sehen.

Wir wissen gar nicht in welche Richtung wir zuerst schauen sollen. Anschließend erfolgte ein Abstieg über 400hm bis zum herkömmlichen Wanderweg, den die meisten zur Laguna 69 nehmen. Dann hieß es leider auch: 400hm Aufstieg. Und zwar nicht am Stück, sondern sehr langgezogen. Als ich dachte wir sind oben angekommen, zeigte sich das wir nur das nächste Tal erreicht hatten. Der finale Aufstieg kam leider erst noch und hatte es wirklich in sich. Im Schneckentempo setzten wir einen Fuß vor den anderen, Reden ließ die Luft nicht mehr zu. Nach endlosen Serpentinen nach oben hatten wir es geschafft und wir konnten langsam das leuchtend blau-türkise Wasser der Laguna 69 sehen.

Statt Freude gab es bei mir leider ordentliche Kopfschmerzen und Übelkeit. Die Höhe von 4500m und die Anstrengung gingen dann doch nicht spurlos an mir vorbei. Von unserem Lunch bekam ich nur eine Mandarine herunter und etwas Coca-Tee. Andi musste diesmal das Fotografieren übernehmen. Leider blieb nicht ganz so viel Erholungszeit, bis wir uns auf dem 7km langen Rückweg machen mussten. Aber wir sind trotzdem sehr stolz, dass wir es überhaupt bis hierhergeschafft haben.  Der Rückweg ging zum Glück nur bergab, aber trotzdem brannten die Knie und die Füße schmerzten langsam. Was für eine Wanderung! Das war körperlich die größte Herausforderung bisher und so schnell werden wir diese Höhen nicht nochmal erreichen.

Auf dem Rückweg erzählte unser Guide noch von dem großen Erdbeben von 1970. Damals war ganz Huaraz naheliegende Dörfer zerstört worden und sich lösende Schnee- und Gesteinsmassen vom Huascaran begruben geschätzt 50 000 Menschen unter sich. Ein wirklich trauriger Teil der Geschichte hier. In Huaraz selbst wurden fast alle Gebäude wieder aufgebaut.

Nach diesem endlos langen und anstrengend Tag fielen wir nur noch ins Bett. Am nächsten Morgen ging es für uns weiter nach Lima. Die lange Busfahrt war perfekt, um die müden Beine auszuruhen.

Ich hoffe ihr habt die lange Erzählung durchgehalten und wir hören uns aus Lima!

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