Unsere Reise nach Cuzco begann mit einem totalen Desaster. Statt der angesetzten 11 Stunden von Arequipa nach Cuzco brauchten wir insgesamt 27 Stunden. Alles begann wie üblich am Busbahnhof von Arequipa. Wir konnten pünktlich in unseren Nachtbus einsteigen, machten es uns bequem und schliefen nach ein paar Stunden ein. Doch um Mitternacht machten wir plötzlich halt. Ich dachte mir im ersten Moment nichts dabei. Vielleicht muss der Busfahrer nur mal auf Toilette oder er kauft sich ein Getränk. Als wir dann aber nach 30 Minuten nicht weiterfuhren, wurde ich skeptisch. Es stellte sich heraus, dass der Bus eine Panne hatte und nicht weiterfahren konnte. Einer der Busfahrer lief zum nächsten Dorf, weil wir mitten im Nirgendwo standen und es kein Handysignal gab. Dort rief er dann einen Mechaniker. Dieser kam dann aber leider erst nach 8 Stunden Wartezeit. Mittlerweile waren alle Leute ziemlich genervt und reizbar.
Nach circa einer halben Stunde war das Problem scheinbar gelöst, doch der Mechaniker meinte, wir könnten nur langsam weiterfahren. Das führte zu einer unglaublich hitzigen Diskussion zwischen dem Mechaniker, dem Busfahrer und einigen Holländern, die sich weigerten, in einem nur notdürftig reparierten Bus weiterzufahren. Carina und ich hatten auf diesen Stress keine Lust und hielten uns aus der Diskussion raus. Es gab zwei Varianten: Entweder wir fahren langsam weiter oder wir rufen in Cuzco an, damit ein neuer Bus losgeschickt wird, um uns abzuholen. Für uns wären beide Varianten in Ordnung gewesen, wobei wir lieber einfach weitergefahren wären. Da sich die Streithähne allerdings nicht einigen konnten, standen wir weitere zwei Stunden dort herum. Es war wirklich ein Desaster.
Irgendwann wurde dann beschlossen, einen neuen Bus zu rufen, weil sich einige Leute strikt weigerten, mit dem Bus weiterzufahren. Also mussten wir noch einmal Stunden warten, bis der neue Bus bei uns eintraf, damit wir dann schließlich unsere Reise nach Cuzco fortsetzen konnten. Nach 27 Stunden erreichten wir dann völlig genervt und erschöpft unsere Unterkunft in Cuzco. Mittlerweile war es bereits wieder Abend, und nach einer schnellen Dusche und einer Pizza um die Ecke fielen wir direkt ins Bett. Was für ein erster Tag in Cuzco!
Am nächsten Morgen war erstmal Nichtstun angesagt. Wir ließen den ganzen Tag gemütlich angehen, tranken viel Tee gegen die Höhenluft und genossen einfach das Nichts. Manchmal braucht man eben einen Tag, um wieder Mensch zu werden. Wir konnten kaum glauben, dass wir jetzt wirklich im Herzen des alten Inkareichs waren.
Nach diesem Tag Pause starteten wir wieder voller Energie. Wir nahmen an einer Free Walking Tour teil, um Cuzco besser kennenzulernen. Unser Guide war erst etwas schüchtern, kam dann aber immer mehr aus sich heraus und wusste unglaublich viel über die Geschichte der Stadt. Er zeigte uns, wie die Spanier auf den uralten Inka-Mauern ihre Kolonialbauten errichteten und erklärte, warum in Cuzco jedes Haus eine Geschichte erzählt. Besonders die Plaza de Armas mit ihren Kirchen und dem bunten Treiben hat uns beeindruckt. Die Mischung aus Geschichte, Trubel und Hochgebirgsflair ist einfach einzigartig.
Am nächsten Tag stand ein echtes Highlight auf dem Programm: unsere Tour durch das Heilige Tal der Inka, das sogenannte Sacred Valley. Wir besuchten Chinchero mit seinen traditionellen Weberinnen, bestaunten die surrealen Salzterrassen von Maras, wanderten durch die kreisförmigen Landwirtschaftsterrassen von Moray und erkundeten die beeindruckenden Ruinen von Ollantaytambo und Pisac. Jede Station erzählte ein Stück der Geschichte der Inka, und man konnte fast spüren, wie stark ihre Verbindung zur Natur und zur Erde war. Es war ein langer, aber unglaublich faszinierender Tag voller Geschichte, Ausblicke und unzählbarer Fotos.
Zurück in Cuzco ließen wir die letzten Tage etwas entspannter angehen. Wir bummelten durch die Innenstadt, ließen uns durch kleine Gassen treiben und fanden ein paar richtig schöne Cafés mit Aussicht über die Stadt. Carina entdeckte dabei ein Paar wunderschöner Silberohrringe in einem kleinen Handwerksladen, und für mich gab es ein paar dicke Socken.
Cuzco war für uns eine dieser Städte, in die man sofort eintaucht und einfach fasziniert ist. Die Mischung aus Geschichte, Chaos, freundlichen Menschen und dieser mystischen Atmosphäre macht sie einfach besonders. Und dann kam der Moment, auf den wir uns schon seit Wochen gefreut hatten: Es ging los zum Inka Trail! Aber davon erzählt euch Carina im nächsten Blogartikel.
Viele bergige Grüße Andi