Tag 65 bis 68 – Vier Tage, viertausend Stufen – unser Abenteuer auf dem Inka Trail zum Machu Picchu

Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Erlebnis in Worte fassen soll. Es war atemberaubend, wunderschön, anstrengend, herausfordernd und einzigartig zugleich.

Aber fangen wir von vorne an: bereits vor 6 Monaten haben wir den berühmten Inka Trail zum Machu Picchu vorgebucht. Es dürfen täglich nur 250 Menschen auf den Trail und davon sind die Hälfte Guides, Köche und die Träger des Equipments. Die Strecke beträgt insgesamt 45km mit insgesamt 2000 Höhenmetern. Am Abend bevor es losging haben wir ein kurzes Briefing in Cuzco erhalten und unsere beiden Wanderpartner, 2 liebe Frauen aus London, kennengelernt. 

Am nächsten Morgen geht es endlich los. Früh um 6 Uhr werden wir abgeholt und dann geht es mit dem Bus bis zum Startpunkt an km 82. Dort beginnt unsere Wanderung an einem Checkpoint und führt dann entlang des Urubamba-Flusses das Tal entlang. Der Weg ist auch noch relativ entspannt mit nur ein wenig auf und ab. Bereits vor dem Mittag kommen wir an der ersten Inka Ruine vorbei und werden mit einem wunderschönen Bergpanorama belohnt. Mittags gibt es ein Wahnsinns Essen, dass vom Koch und den Trägern (insgesamt 8 Leute für uns 4 Wanderer) zubereitet wird.

Am späten Nachmittag erreichen wir dann nach 14km das erste Camp auf 3000m Höhe. Wir werden mit Applaus begrüßt, dass wir den ersten Tag geschafft haben und wir bekommen heißes Wasser zum frisch machen. Duschen gibt’s nämlich nicht und geschlafen wird die nächsten Nächte immer im Zelt. Apropos Zelt: Andi entspricht nicht so ganz der peruanischen Standardgröße und hat leider nicht so ganz ins Zelt gepasst. Er musste immer schräg liegen oder die Beine einziehen. 

An Tag 2 werden wir 5.30 Uhr mit einem lieben „Buenas dias, Coca Té“ geweckt. Zudem bekommen wir heißes Wasser vor das Zelt gestellt und dann heißt es aufstehen und frühstücken. Der Tag ist der Härteste des Trails, denn wir müssen von 3000m bis auf 4200m steile Steintreppen hoch und dann auch wieder bis aus 3700m runter. Wir starten mit dem mühsamen Anstieg und müssen leider auch einige Zeit durch den Regen laufen. Aber wir sind ja bestens ausgerüstet! Die steilen Steintreppen machen den Aufstieg sehr anstrengend, aber durch die lange Akklimatisierung fühlen wir uns ganz gut.

Kurz vor dem letzten Steilstück gibt es wieder ein tolles Mittagessen und dann geht es gestärkt den letzten Anstieg hoch hinauf auf den sogenannten Dead Womens Pass. Oben angekommen ist die Erleichterung riesig, es geschafft zu haben und bei mir gibt es auch ein paar Freudentränen 🥹. Ich habe die letzten Tage doch öfter gezweifelt, ob diese Wanderung etwas für mich ist, aber da jetzt der höchste Punkt geschafft ist, bin ich mir sicher, dass wir auch den Rest noch hinbekommen. Nach einer Stärkung mit Schoki (war die schon immer sooo lecker?) geht es dann an den steilen Abstieg. Wir mobilisieren nochmal alle Kräfte um im Hellen zum Camp zu kommen und werden abends mit einem grandiosen Sternenhimmel belohnt. Der Tag war sehr anstrengend aber trotzdem toll!

An Tag 3 geht es noch früher raus, denn wir müssen 16km bis zum letzten Camp schaffen. Wir sind noch sehr müde, denn es war super kalt in der Nacht. Wir haben in dicken Klamotten und mit Mütze geschlafen, aber das hätten wir uns auf 3700m Höhe ja auch fast denken können 😁. Der Tag beginnt mit einem Anstieg, der zwar nicht so lang ist wie am Tag zuvor, aber die Beine sind doch schon müder und wir sind schneller aus der Puste.

Danach geht es wieder die typischen steilen Inka Steintreppen nach unten und zwar mehrere Stunden. Die Knie brennen so langsam 😅. Auf dem Weg liegt eine große Inka Ruine die wir besuchen können, natürlich auch nur über eine sehr steile Treppe erreichbar. Die Inka Stätte war damals eine Art Checkpoint Richtung Machu Picchu. Danach zieht sich der Weg noch ewig seitlich entlang der Berge bis zum Mittagscamp. Die Stärkung ist jetzt auch echt nötig! Denn danach müssen noch 2 Stunden bergab laufen, bis auf 2600m und natürlich wieder nur steile Steintreppen.

Kurz vor Ende kommen wir an riesigen Inka-Terrassen vorbei und entspannen im Gras und genießen den Blick auf den Machu Picchu Berg, den Fluss und den Zug. Wir sind ganz alleine da und es ist wirklich magisch. Abends verabschieden wir uns schon vom Koch und den Trägern, da morgen früh nicht viel Zeit bleibt. Als Überraschung bringt uns der liebe Koch Julian sogar noch einen Kuchen 😍. Keine Ahnung wie er das gemacht hat aber wir sind echt gerührt!

Der letzte Tag ist angebrochen! Nachts um 3 stehen wir auf und packen alles zusammen. Dann geht’s nur 5 Minuten bis zum Checkpoint. Dort warten alle Wanderer bis sich 5:30 das Tor öffnet und man Richtung Sonnentor loslaufen kann. Da der Weg schmal ist laufen wir alle hintereinander die letzten Kilometer in straffem Tempo hoch und runter. Nach einem letzten Treppenabsatz, der es wirklich in sich hat, stehen wir plötzlich am Sonnentor und können hinunter auf den Machu Picchu schauen.

Die Inka Stätte wird bereits von der Sonne angestrahlt. Wow wir haben es geschafft! So lange hab ich mir vorgestellt, wie es sein wird hier zu stehen und jetzt ist es wirklich Realität geworden!  Wir genießen unser Frühstück mit dem wohl besten Ausblick den man sich vorstellen kann. Danach laufen wir noch 45 Minuten Weg bis direkt zur Inka Stätte, aber so langsam schmerzen die Beine extrem! An Machu Picchu angekommen gibt’s erstmal eine lange Foto Session und dann setzen wir uns und genießen eine Zeit lang einfach den Blick und schauen auf die vielen Menschen zwischen den Ruinen.

Wir sind happy und super geschafft (sieht man mir bestimmt auch an 😅). Danach machen wir mit unserem Guide Billie noch eine Tour durch die Ruinen und er erklärt uns wie die Stadt aufgebaut war. Hier haben vor 500 Jahren ca. 800 Menschen gelebt! Die Steinmauern sind so akkurat gebaut, die Inkas waren echt schlaue Baumeister. Ich komme zwar kaum noch eine Treppe rauf und runter aber für viele Fotos reicht die Energie noch. Wir entdecken den Sonnenpalast, die königlichen Räume, den Hauptplatz und eine Fabrik, in der Metallgegenstände hergestellt wurden. Es ist wirklich beeindruckend und die Dimensionen sind riesig. Die Ruinen haben 500 Jahre überstanden! Ein großer Teil ist natürlich rekonstruiert, aber Billie kann uns immer wieder zeigen, welche Teile noch im Originalzustand sind. 

Mittags geht es mit dem Bus in die Stadt Aguas Caliente und von da nehmen wir den Zug zurück. Abends um 6 kommen wir sehr geschafft in Cuzco an und freuen uns sehr auf eine heiße Dusche und ein Bett ❤️.

Abenteuerliche und glückliche Grüße,
Carina

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