Nach den vielen Abenteuern der letzten Wochen wollten wir in La Paz eigentlich nur eines: ankommen, durchatmen und ein bisschen Stadtluft schnuppern – auch wenn die hier auf über 3.600 Metern Höhe recht dünn ist. Unsere Unterkunft war ein echter Glücksgriff: eine moderne kleine Wohnung mit allem, was man braucht, und das zu einem Preis, bei dem man sich fragt, wie das überhaupt möglich ist. Bolivien ist im Vergleich zu den Nachbarländern nämlich erstaunlich günstig – was leider auch zeigt, dass es wirtschaftlich nicht allen Menschen hier so gut geht.
Carina hat’s dann erstmal richtig erwischt. Die Höhenluft, die vielen Ortswechsel und die letzten Wanderungen hatten wohl ihren Tribut gefordert. Also hieß das Motto für uns: Tee trinken, Suppe essen und Netflix schauen. Manchmal braucht man einfach genau das – Ruhe, Wärme und ein paar Tage, um wieder aufzutanken.
Nach zwei Tagen Entspannung fühlten wir uns wieder bereit, die Stadt zu erkunden. Und La Paz ist wirklich speziell! Die Stadt liegt in einem riesigen Talkessel, überragt von schneebedeckten Andengipfeln und wirkt bei Nacht wie ein glitzerndes Lichtermeer. Was La Paz wirklich einzigartig macht, ist das riesige Seilbahnnetz – das größte städtische Gondelsystem der Welt! Statt mit der U-Bahn fährt man hier mit der „Teleférico“ – hoch über den Dächern, mit atemberaubendem Blick über Stadt und Berge. Eine komplette Runde mit mehreren Linien war für uns wie Sightseeing aus der Vogelperspektive – und eine der schönsten Arten, eine Stadt zu erleben.
Und weil man zwischendurch auch mal etwas ganz anderes braucht, sind wir tatsächlich ins Kino gegangen. Donnerstag, 15 Uhr – und wir waren komplett allein im Saal! Privatvorstellung für zwei, inklusive Popcorn und englischer Originalverfilmung mit spanischen Untertiteln. Nach so vielen Tagen in der Natur war das mal ein witziger Kontrast: von den Dschungelpfaden Costa Ricas und den Inka-Ruinen Perus direkt auf die roten Kinosessel in La Paz.
Die Bolivianer sind übrigens ausgesprochen freundliche, herzliche Menschen – hinterm Steuer allerdings… na ja, sagen wir mal: eine andere Liga. Unsere Uber-Fahrt wurde kurzzeitig zum Actionfilm, als uns ein anderes Auto streifte. Beide Fahrer sprangen raus, schrien sich ein paar Minuten an, stiegen dann einfach wieder ein und fuhren weiter, als wäre nichts gewesen. Das Gleiche passierte später noch einmal mit unserem Bus auf der Weiterreise nach Oruro. Wir saßen da, leicht irritiert, aber auch ein bisschen amüsiert. Willkommen im echten bolivianischen Straßenverkehr!
La Paz hat uns überrascht. Nicht mit Schönheit im klassischen Sinne, sondern mit Energie, Gegensätzen und Geschichten. Eine Stadt, die auf, über und zwischen den Wolken lebt – und in der man einfach mal loslassen kann.
Höhenentspannte Grüße aus La Paz,
Andi